McAllister nach Yad-Vashem-Besuch tief bewegt
Ein Besuch in der Gedenkstätte Yad Vashem, ein Gang durch die Jerusalemer Alstadt und politische Gespräche mit Israels Präsident Schimon Peres, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dem palästinensischen Regierungschef Salam Fajad – Niedersachsens Ministerpräsident McAllister hat im Rahmen seiner Israel-Reise ein vielschichtiges Programm absolviert. Begleitet wurde er vom Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, und dem Leiter der palästinensischen Gemeinde der Landeshauptstadt Hannover, Yazid Shammout, sowie dem niedersächsischen DGB-Landesvorsitzenden Hartmut Tölle und dem Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Volker Müller. Jerusalem (dpa/lni) – Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister hat am Mittwoch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht. Die Ausstellung sei „erschütternd und bewegend“, sagte der CDU-Politiker. „Die Shoa ist ein in der Menschheit einzigartiger Zivilisationsbruch. Deshalb wird auf ewig Deutschland immer eine ganz besondere Verantwortung für das jüdische Volk und den Staat Israel haben.“ In das Gästebuch der Gedenkstätte schrieb McAllister: „Die Erinnerung an das unendliche Leid des jüdischen Volkes ist für uns eine bleibende Mahnung und die Verpflichtung, Rassismus und Fanatismus zu bekämpfen.“ Besonders eindrucksvoll ist die «Halle der Erinnerung» mit der Gedenkflamme für die Opfer. In den Boden des abgedunkelten Raums sind die Namen der größten Konzentrationslager eingelassen, darunter auch Bergen-Belsen bei Celle. Dort legte McAllister einen Kranz nieder. Nach dem Besuch in Yad Vashem ließ er sich die Jerusalemer Altstadt zeigen und besichtigte unter anderem die Grabeskirche. In Ramallah besuchte McAllister am Nachmittag ein Krankenhaus und lud sechs palästinensische Ärzte zu einer mehrwöchigen Fortbildung an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ein. Das Angebot gelte für jeweils drei Diabetes-Fachärzte und drei plastische Chirurgen. „Es soll ein kleiner Beitrag sein, um ihnen auf ihrem wichtigen Weg zu helfen“, sagte er im Beisein des palästinensischen Gesundheitsministers Hani Abdeen. Beim anschließenden Gespräch mit dem palästinensischen Regierungschef Salam Fajad rief McAllister Israelis und Palästinenser zu einer Annäherung im festgefahrenen Friedensprozess auf. „Alle Beteiligten sind aufgefordert, erst mal wieder miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagte er. Er habe sich für die Zwei-Staaten-Lösung mit einem unabhängigen Palästinenser-Staat ausgesprochen, sagte McAllister. „Deutschland favorisiert die Zwei-Staaten-Lösung.“ Doch: „Momentan ist man in einer Phase, wo sicherlich nicht zu viel miteinander gesprochen wird.“ Beim Treffen mit dem Israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu äußerte sich dieser besorgt wegen des vermuteten iranischen Atombombenprogramms und warf dem iranischen Regime vor, Israel vernichten zu wollen. „Wenn solche Drohungen offen ausgesprochen werden, berührt das natürlich das ureigene Existenzrecht Israels“, sagte McAllister. Man müsse jetzt mäßigend auf den Iran einwirken. „Deutschland steht in den wesentlichen politischen Fragen an der Seite Israels, aber natürlich ist so eine Position nicht bedingungslos.“ Er sei froh, dass Deutschland ein starker Verbündeter Israels sei, sagte Netanjahu. Beide Politiker sprachen auch über bildungspolitische Fragen. Netanjahu habe ein Angebot angenommen, dass sich israelische Experten in Niedersachsen über das dortige Berufsschulsystem informieren könnten, sagte der CDU-Politiker. Am Donnerstag unterzeichneten die Universitäten Jerusalem und Göttingen in Beisein des Ministerpräsidenten eine Vereinbarung. Sie wollen künftig im jährlichen Rhythmus wissenschaftliche Konferenzen ausrichten. Die im Jahr 1975 begonnene Zusammenarbeit der Universitäten soll damit auf eine neue Grundlage gestellt werden. Vorgesehen sind auch eine stärkere Förderung und ein engerer Austausch des Forschungsnachwuchses.