Rawe: „Sport ist das Paradebeispiel für Integration und Inklusion“

6. September 2012

Deutschlandfahne am Auto, schwarz-rot-goldene Haare und mit Vorliebe beim Public-Viewing: So erlebte Deutschland diesen Sommer die Fußball-Europameisterschaft. Bei den Olympischen Spielen in London hatten die Medien vornehmlich den Medaillenspiegel im Blick. Dabei werden die sozialen Aspekte, die vor allem im Breitensport täglich gelebt werden, viel zu leicht übersehen, betonte Reinhard Rawe, Direktor des Landessportbundes, am Mittwoch bei „Niedersachsen im Gespräch“ zum Thema Sport. „Sport ist doch das Paradebeispiel für Integration und Inklusion“, sagte Rawe. In keiner Bildungseinrichtung des Landes würden so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit und ohne Behinderung zusammengeführt. Zu welchen Erfolgen das führen kann, zeigten die deutschen Athleten gestern bei den Paralympics in London, wo sie vier Goldmedaillen gewannen.

Niedersachsen im Gespräch: Sport

Rawe, Kuhnt, Güntzler.

Der Innenpolitische Sprecher CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Fritz Güntzler, hob die Bedeutung des nicht-organisierten Sports hervor. „Als Vorsitzender eines Sportclubs ist es mir zwar lieber, die Menschen organisieren sich in Vereinen“, sagte Güntzler. Trotzdem müssten Kommunen auch für Bürger, die ohne Vereinsmitgliedschaft Sport betreiben wollen, Angebote schaffen. Dazu gehöre zum Beispiel die Möglichkeit auf öffentlichen Sportplätzen zu laufen.
Niedersachsen im Gespräch: Sport

Rawe, Kunht.

Als Problem für die Sportvereine sahen die beiden Protagonisten die Tendenz zu kommerziellen Sportangeboten nicht an. „Immer mehr Menschen trainieren im Fitnessstudio, weil sie es zu jeder Tages- und Nachtzeit individuell nutzen können“, sagte Rawe. Trotzdem hätten die Vereine nicht an Attraktivität verloren. Die Mitgliederzahlen hätten nur leicht abgenommen. Viele Vereine würden sich durch Flexibilität und Kreativität auszeichnen. „Die Mitglieder verlangen immer etwas Neues“, wusste auch Güntzler zu berichten. Verein biete deshalb seit neuestem Zumba an, ein spezielles Tanz-Fitness-Programm, das von lateinamerikanischen Tänzen inspiriert ist. Reinhard Rawe kann diesen Trend nur bestätigen: „Wir müssen mit dem Sport und mit der Zeit gehen. Ansonsten werden unsere Mitglieder gehen“. In Niedersachsen gibt es 9.700 Vereine. Pro Jahr kommen rund 150 bis 200 neue hinzu.
Niedersachsen im Gespräch: Sport

Rawe, Kuhnt, Güntzler.

Ein zentraler Punkt war die Frage der Wertschätzung des Sports und der Sportler. Der 16-jährige Hammerwerfer Alexej Mikhailov ist amtierender Deutscher Jugendmeister. Er beklagte, dass sich die Presse kaum für seine Erfolge interessiere. Auch in monetärer Hinsicht wünsche er sich mehr Anerkennung: „Es wäre lukrativer Zeitungen auszutragen, als Leistungssport zu betreiben“, so Mikhailov. Rawe brachte es auf den Punkt: „Wir dürfen kein Krisenszenario herbeireden. Einiges müsse jedoch noch optimiert werden.“ Niedersachsen sei in der Hinsicht auf einem guten Weg. Güntzler betonte: „Sport war schon immer ein wichtiges Anliegen der CDU in Niedersachsen und erreicht spätestens durch das geplante Sportfördergesetz nochmals einen neuen Stellenwert.“
Niedersachsen im Gespräch: Sport

Güntzler, Kuhnt.

Einen sichtlich sportlichen Akzent setzte übrigens auch Moderator Andreas Kuhnt. Der ehemalige Stadionsprecher von Hannover 96 führte dynamisch mit roten Sportschuhen durch den Abend. „Ich bin sogar mit dem Fahrrad gekommen“, betonte er. Dass der Weg nur 300 Meter lang war, erwähnte er nur am Rande.