
Walsroder Zeitung: Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt
von Dirk Meywald, Walsroder Zeitung
CDU-Landesvorsitzender David McAllister über die Europawahl, neue Ziele und Lehren aus Niederlagen Am 20. Januar 2013 stand er mit leerem Blick und aschfahlem Gesicht auf der Bühne: Ministerpräsident David McAllister hatte soeben mit der CDU die Landtagswahl verloren. Ein Jahr später hat der CDU-Landesvorsitzende sein souveränes Lächeln längst wiedergefunden. Sein Blick geht mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus. Im Interview spricht der CDU-Spitzenkandidat für die Europawahl über „einen neuen Lebensabschnitt“. Am Freitag sind Sie bei der Klausurtagung des Landesvorstandes einstimmig für einen Sitz im Präsidium der CDU Deutschlands nominiert worden. Was bedeutet das für Sie? David McAllister: Ich freue mich. Ich werde für den Sitz im Präsidium kandidieren, auch um niedersächsische Interessen innerhalb der CDU Deutschlands wirksam zu vertreten. Und es ist für mich natürlich eine weitere Unterstützung bei meiner deutschen Spitzenkandidatur für die Europawahl. Ließe sich das Amt im Präsidium mit einem Sitz im Europaparlament vereinbaren? Ja, natürlich. Europapolitiker sind in allen Gremien der CDU Deutschlands vertreten, ob im Bundesvorstand oder in den Landesvorständen. Das ist auch wichtig, damit wir einen gegenseitigen Austausch der Informationen und Positionen haben. Die Europawahl spielt auch eine zentrale Rolle bei der Klausurtagung des Landesvorstands. Welche Schwerpunkte will die CDU im Wahlkampf und darüber hinaus setzen? Das Europäische Parlament hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Es ist wichtig, dass wir auch in den nächsten Jahren unter Führung der Europäischen Volkspartei eine konstruktive, sachbezogene Europapolitik machen. Es geht darum, dass Europa wettbewerbsfähiger wird, dass wir wirtschaftliches Wachstum haben. Das erzielen wir durch strukturelle Reformen und Haushaltskonsolidierung. Ein wirtschaftlich starkes und sozial gerechtes Europa – das ist unser Anliegen. Dass wir mehr investieren in Bildung und Forschung und Verkehrsinfrastruktur, dass wir gemeinsam aus der Krise herauskommen. Deutschland geht es auf Dauer nur gut, wenn es auch Europa gut geht. Die Politik, die die Sozialisten in Europa wollen, besteht aus Schuldenvergemeinschaftung, Eurobonds und anderen Projekten, bei denen wir fundamental anderer Auffassung sind. Vergangenes Jahr haben Sie im Forellenhof klargestellt, dass Sie ein Ereignis wie die vergangene Landtagswahl auf keinen Fall noch einmal erleben wollen, das habe sehr weh getan. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen? Ich habe eines aus dieser Landtagswahl gelernt, und zwar wir alle: Es kommt tatsächlich auf jede Stimme an. Und deshalb werben wir auch für eine gute Wahlbeteiligung bei der Europawahl. Wer möchte, dass diese Europäische Union eine Zukunft hat, dass wir Europa besser, demokratischer, effizienter gestalten, der möge sich bitte am 25. Mai die Zeit nehmen und zur Wahl gehen. Sie haben mehrfach betont, wie gut es Ihnen gefalle, wieder mehr Zeit für die Familie zu haben. Würde ein Sitz in Brüssel diese neugewonnenen Freiheiten nicht deutlich einschränken? Erstens habe ich meine Kandidatur für das Europäische Parlament zunächst mit der Familie besprochen. Die unterstützt meinen politischen Weg. Und zweitens: Ich hatte in den letzten Monaten, wenn auch unfreiwillig, viel Zeit für die Familie, mich mit neuen Sachen zu beschäftigen, Sprachen zu lernen, mich in die Europapolitik einzuarbeiten. Nun freue ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt mit einer ganz neuen politischen Herausforderung. Wenn Sie drei Wünsche frei hätten – welche wären das? Einer würde mir schon reichen (lacht). Das wichtigste im Leben ist, dass die Familie gesund bleibt. Ich habe in den letzten Monaten mitbekommen, wie wichtig Freunde und Familie sind und dass es viel wichtigere Sachen im Leben gibt, als den ganzen Tag von morgens bis abends nur Politik zu machen.