„Wir werden um die Gymnasien und die Vielfalt unseres Bildungssystems kämpfen“

22. November 2014

CDU in Niedersachen diskutiert Bildungspolitik 2030 – Start der Grundsatzprogrammdebatte beim Zukunftsforum Bildung Was müssen unsere Schulen in Zukunft leisten? Wie kann Inklusion erfolgreich funktionieren? Wie muss Bildung für Vorschüler zukünftig gestaltet werden? Was muss verändert, was verbessert werden, damit die Bildungslandschaft in Niedersachsen dauerhaft mit hoher Qualität die Schüler und Berufsschüler fördern und fordern kann? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des ‚Zukunftsforum Bildung‘ der CDU in Niedersachsen am Freitag im Haus des Sports in Hannover. Die Veranstaltung war zugleich der Auftakt der Grundsatzprogrammdebatte der Landes-CDU. Knapp 200 Gäste diskutierten mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, dem Schulpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Kai Seefried, und zahlreichen Fachleuten aus Politik und Gesellschaft. Diskussionsgrundlage war ein bildungspolitisches Thesenpapier mit dem Titel „Gute Bildung schafft Chancen für alle“, dass der CDU-Landesfachausschuss Kultus im Vorfeld entworfen hatte. CDU-Generalsekretär Ulf Thiele erklärte einleitend, die CDU in Niedersachsen solle eine echte Zukunftsperspektive für die Bildung in Niedersachsen entwerfen. Das Thesenpapier der Fachpolitiker sei daher ein konzeptioneller Gegenentwurf zu dem „ideologisch geprägten Schulgesetz“, das von der rot-grünen Landesregierung jüngst vorgelegt wurde. „Eine gute vorschulische und schulische Bildung ist die Basis für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft sowie für unseren zukünftigen Wohlstand. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Fachpolitikern diskutieren wir als CDU in Niedersachsen die Grundsätze einer zukunftsgerichteten Bildungspolitik“, so Ulf Thiele. Er hob die besondere Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervor und unterstrich die Forderung des Landesfachausschusses, mittelfristig das letzte Kindergartenjahr als ‚vorschulisches Bildungsjahr‘ verpflichtend für alle Kinder zu machen. „95 bis 97 Prozent der fünfjährigen Kinder sind inzwischen im Kindergarten. Dort werden wichtige sprachliche und pädagogische Grundlagen für den Bildungsweg der Kinder gelegt. Dies muss systematisiert werden, und dann ist es richtig, wenn alle Kinder daran teilnehmen“, erklärte Ulf Thiele. „Bildung stiftet Orientierung, Identität und Zusammenhalt.“ Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ging in einem Impulsreferat auf den Stellenwert von Bildung für die Gesellschaft ein. „Eine Gesellschaft wird von dem zusammengehalten, was für die Menschen wichtig und wertvoll ist. Bildung ermöglicht nicht nur, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Bildung stiftet auch Orientierung, Identität und Zusammenhalt“, sagte Johanna Wanka. Die Erstellung des Grundsatzprogrammes biete die Chance, die Leitlinien christdemokratischer Bildungspolitik in Niedersachsen für die nächsten Jahre vorzugeben. „Es ist der Kern christdemokratischer Politik, jeden Menschen nach seinen Fähigkeiten individuell zu fördern, dass er seinen Platz in der Gesellschaft findet und sich von dort aus weiterentwickeln kann“, unterstrich Johanna Wanka. „Vielfalt statt Einfalt für wirkliche Bildungsgerechtigkeit.“ Auf eine bildungspolitische Zeitreise ins Jahr 2030 nahm anschließend Kai Seefried, der neben seinem Amt als Schulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion auch dem Landesfachausschuss Kultus der CDU in Niedersachsen vorsitzt, die Teilnehmer des Zukunftsforums Bildung mit. Er stellte grundsätzliche bildungspolitische Leitlinien vor, die jenseits tagespolitischer Entscheidungen, als Fundament des niedersächsischen Bildungssystems notwendig sind. „Als Christdemokraten setzen wir uns für wirkliche Bildungsgerechtigkeit ein und dies bedeutet eben, dass wir Vielfalt statt Einfalt im Bildungssystem brauchen. Das bewährte, vielfältige und differenzierte Schulsystem muss auch in Zukunft Bestand haben. Das ist für uns nicht verhandelbar. Wir werden für die Gymnasien und die Vielfalt unseres Bildungssystems in Niedersachsen kämpfen“, so Kai Seefried. Dabei gelte auch weiterhin die Maßgabe, dass die Übergänge zwischen Bildungswegen und Schulformen stets möglich seien und auch die Durchlässigkeit des Bildungssystems nicht eingeschränkt werde. „Die einzelnen Schulabschlüsse sind keine Sackgassen, es gilt der Grundsatz ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘, der bis hin zu einem Hochschulzugang auch ohne Abitur führen kann“, betonte Kai Seefried. In Zukunft, so zeigte der Schulexperte auf, werde der Ansatz Bildung nicht mehr nur im Klassenraum stattfinden zu lassen weiter ausgebaut. Eine Einbindung außerschulischer Partner sowie auch der Wirtschaft sei notwendig, um Schülern frühzeitig einen Blick über den Tellerrand hinaus zu ermöglichen. „Wir müssen es in Zukunft schaffen, die Bildung stärker vor Ort zu verzahnen. Netzwerke in Bildungsregionen mit örtlichen Unternehmen, Institutionen und allen an Bildung beteiligten können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten“, so Kai Seefried. Grundlegenden Stellenwert werde aber auch mit der Perspektive auf das Jahr 2030 noch die Kooperation zwischen Eltern und Schulen haben. „Ohne die gelebte Zusammenarbeit zwischen den Familien und den Lehrern ist gute Bildungsarbeit schwer möglich. Erst der gegenseitige Austausch garantiert eine bestmögliche Förderung der Schüler und bietet auch den Schulen Spielraum, die Potenziale der Schulgemeinschaft voll zu nutzen“, schloss Kai Seefried seinen Ausblick. Kontinuität in der Bildungspolitik Die anschließende lebhafte Diskussion machte deutlich, welchen hohen Stellenwert auch die Vertreter der Bildungsverbände, der Schulträger und die Elternvertreter einer Kontinuität in der Bildungspolitik beimessen. „Unsere Diskussion hat gezeigt, dass besonders eine Verlässlichkeit der Schulstrukturen sowie Verständigung auf bundeseinheitliche Standards beispielsweise bei den Abschlüssen Konsens sind“, fasste CDU-Generalsekretär Ulf Thiele zusammen. Aus den Reihen der Teilnehmer kamen zahlreiche Hinweise zum Übergang der vorschulischen zur schulischen Bildung, beispielsweise die Einführung eines sogenannten Brückenjahres zum Ende der Kindergartenzeit. Weitere vielfältige inhaltliche Bemerkungen wurden zum Thema Inklusion gemacht. Besonders eine verbesserte Ausbildung der Lehrer an allgemeinen und weiterbildenden Schulen im Umgang mit Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf wurde thematisiert. „Unser heutiges Zukunftsforum hat uns viele interessante Impulse gegeben, die wir bei der Erarbeitung unseres Grundsatzprogramms aufnehmen werden“, freute sich Ulf Thiele. Noch bis zum 6. Dezember 2014 haben alle CDU-Mitglieder im Online-Forum Bildung (unter www.cduplus.de) die Möglichkeit, weitere Anregungen oder Änderungsvorschläge zum Thesenpapier „Gute Bildung schafft Chancen für alle“ zu machen. Anschließend wird der Landesfachausschuss Kultus die gesammelten Diskussionsbeiträge beraten und in die Erarbeitung des Grundsatzprogrammes einfließen lassen.